Zahnarztpraxen leiden wie viele Branchen in Deutschland an einem Bürokratie-Burnout. 25 Prozent der Behandlungszeit gehen durch überflüssige Bürokratie verloren, summiert die Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Täglich müssen Mitarbeitende in den Praxen sage und schreibe 962 Regelungen befolgen.
So müssen für die Aufbereitung eines einfachen Mundspiegels allein sieben Verordnungen, elf DIN-Normen, 14 Arbeitsanweisungen und neun Dokumentationsvorgaben beachtet werden.
„Nachdem die neue Bundesregierung seit einigen Wochen im Amt ist und die Regierungsparteien im Wahlkampf den Bürokratieabbau als essenzielles Thema für unser Land und unser Gesundheitswesen identifiziert haben, geht es nun an die praktische Umsetzung“, so BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert.
Die BZÄK fordert ein Sofortprogramm zum Bürokratieabbau, mit dem im ersten Schritt sieben überflüssige bürokratische Hürden im Praxisalltag abgeschafft werden. Dazu schlägt sie konkret folgende Maßnahmen vor:
- Rücknahme des von der Arbeitsgemeinschaft Medizinprodukte der Länder (AGMP), dem RKI und dem BfArm veröffentlichten Verbots der „abschließenden Wischdesinfektion“ von semikritischen Medizinprodukten bzw. deren „Validierung“.
- Abschaffung der Fremdvalidierung des Aufbereitungsprozesses zahnärztlicher Medizinprodukte.
- Bundesweite Einführung der „Tagesabschlussdokumentation“ bei der Aufbereitung von Medizinprodukten in Zahnarztpraxen.
- Abschaffung der Forderung aus der Medizinproduktebetreiberverordnung nach einem „Beauftragten für Medizinprodukte“ bei mehr als 20 Angestellten in einer Praxis.
- Abschaffung des Bestandsverzeichnisses aller aktiven, nicht implantierbaren Medizinprodukte in Zahnarztpraxen.
- Abschaffung der bestehenden Pflicht zur Teilnahme an Aktualisierungskursen im Strahlenschutz (Kenntnisse und Fachkunde).
- Sofortige Streichung des neuen § 21, Absatz 1a Arbeitsschutzgesetz. Keine neuen Praxisbegehungen nach Arbeitsschutzgesetz!
„Die Praxisteams sind am Limit ihrer Belastbarkeit angekommen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und legen heute in einem ersten Schritt die von der Politik eingeforderten konkreten Vorschläge vor. Für echten Bürokratieabbau bedarf es couragierter Interventionen und Änderungen zahlreicher Verordnungen und Gesetze. Ein zauderndes Argumentieren nach dem Muster „das steht so in der Verordnung und ist daher Pflicht“, wie wir es in den letzten 20 Jahren gehört haben, ist nicht mehr akzeptabel. Von Menschen gemachte sinnlose Vorschriften können jederzeit auch von Menschen wieder abgeschafft werden. Wir fordern die Politik auf, unsere Vorschläge ohne jahrelange Debatten schnell und unkompliziert umzusetzen“, so v. Laffert.
Quelle: Pressemitteilung der BZÄK