
Ausgabe 29/2025
LZK
Ergebnisse der Vertreterversammlung
„Seit dem 23. Februar hat Baden-Württemberg politisch deutlich an Gewicht gewonnen“, stellte LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert erfreut fest – mit Blick auf Gesundheitsministerin Nina Warken und Kanzleramtschef Thorsten Frei. Bereits zwei Mal habe man die neue Gesundheitsministerin persönlich getroffen und sich intensiv mit ihr ausgetauscht: beim Landesparteitag der CDU Baden-Württemberg sowie bei der Stallwächterparty in der Landesvertretung in Berlin. „Sie ist offen und gut informiert“, lobte Dr. Tomppert. Genauso gut informiert wünscht sich der Präsident auch die Delegierten der LZK-Vertreterversammlung – insbesondere in Hinblick auf die GOÄ-Novelle. Um die Delegierten für die Bundesversammlung der BZÄK im November „sprechfähig“ zu machen, dienten die Impulse von Dr. Uwe Axel Richter als Grundlage für eine neue private Gebührenordnung.
Am 29. Mai 2025 hat der Deutsche Ärztetag den von BÄK, PKV und Beihilfe ausgehandelten Entwurf einer neuen Gebührenordnung für Ärzte verabschiedet. „Diesem Irrweg der Ärzte werden wir sicher nicht folgen“, betonte Dr. Tomppert in seinem Bericht. Für ihn steht die GOÄ-Novelle sinnbildlich für die Abschaffung des freien Berufs – zugleich sei der robuste Einfachsatz eine Steilvorlage für die Einführung einer Bürgerversicherung. Erfreulicherweise sei die Bundeszahnärztekammer inzwischen auf den baden-württembergischen Kurs eingeschwenkt: Der Berufsstand kämpft für die Anpassung des Punktwertes und verzichtet auf die Forderung nach einer vollständig neuen Gebührenordnung.
Roadmap für die 18. Kammerperiode
Dr. Tomppert informierte die Delegierten zudem über das Arbeitsprogramm des LZK-Vorstandes für die 18. Kammerperiode, die sogenannte ‚Roadmap‘. Das Hauptaugenmerk liege auf der Abschaffung der anlassbezogenen Praxisbegehungen, kündigte er an. Nach der Landtagswahl im kommenden Jahr wolle man zudem weiterhin dafür werben, dass die Kammer die Zuständigkeit als Approbationsbehörde erhält. Deutliche Worte fand Dr. Tomppert auch zum ‚Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen‘. „Unsere Patientinnen und Patienten sind zu wichtig, als dass wir einen solchen Weg mittragen“, stellte er klar. Es gebe keinen Engpass in der zahnärztlichen Versorgung – „deshalb erteilen wir diesem Gesetz eine klare Absage.“
Im Anschluss an den Bericht des Präsidenten legte der LZK-Vorstand den Delegierten die Resolution „Gesundheitspolitischer Neustart: Ambulante zahnärztliche Versorgung schnell und nachhaltig stärken“ mit sechs Forderungen vor, die eine große Mehrheit unter den Delegierten fand.
Füße still halten
Unter dem Titel „Ergänzen, überarbeiten oder doch GOÄ-äquivalent?“ vermittelte Dr. Uwe Axel Richter den Delegierten seine Gedanken zu einer neuen privaten Gebührenordnung – mit dem Ziel, sie für die Diskussionen auf Bundesebene sprechfähig zu machen. Den meisten Delegierten ist Dr. Richter noch als früherer Chefredakteur der zm in Erinnerung. Inzwischen ist er als Publizist, Interim-Manager und Berater für Kommunikation und Medien aktiv. Der promovierte Mediziner schlug in seinem Impulsvortrag einen weiten Bogen, von den historischen Grundlagen der Gebührenordnung bis zu aktuellen Reformansätzen. Dabei überraschte er mit einigen unerwarteten Empfehlungen: Aus der GOÄ-Novelle lasse sich lernen, dass eine Explosion der Gebührenziffern nicht automatisch zu höheren Einnahmen führe, betonte Dr. Richter. Er riet der Zahnärzteschaft, sich in der Argumentation nicht ausschließlich auf einen Aspekt – etwa die Punktwertanhebung – zu konzentrieren. „Dieses Argument greift nicht. Es war schon in der Vergangenheit nicht erfolgreich – ebenso wenig wie der Verweis auf ausbleibende Honorarsteigerungen.“ Letztere habe es durchaus gegeben, wie die Kostenstrukturstatistik eindeutig belege. Vielmehr gelte es, wachsam gegenüber einem Machtverhältnis zu sein, das sich zunehmend zugunsten der PKV verschiebe. Schon während der Verhandlungen habe sich dies abgezeichnet – insbesondere durch die Datenhoheit der privaten Krankenversicherer. Mit der Direktabrechnung zwischen Arzt und PKV verschärfe sich diese Ungleichverteilung nun weiter zu Ungunsten der Ärzte. Zudem lenkte Dr. Richter den Blick auf die 5,3 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sowie auf die 20 Milliarden Euro, die seit 2020 für die Beihilfe aufgewendet wurden – darunter allein vier Milliarden Euro Kostensteigerung innerhalb von nur vier Jahren. „Ich kann verstehen, dass der Gesetzgeber angesichts dessen zurückhaltend ist“.
„Bedeckt halten, Erfahrungen aus der GOÄ sammeln – und darauf die Strategie aufsetzen“, empfahl Dr. Richter dem zahnärztlichen Berufsstand in der sich anschließenden Aussprache.
Verdienstmedaillen für langjähriges Engagement
Dr. Guido Elsäßer, Dr. Wilfried Forschner, Dr. Iris Knoblauch und Priv.-Doz. Dr. Dirk Schulze wurden für ihr außergewöhnlich langes und engagiertes Wirken in der LZK BW ausgezeichnet. Alle vier waren über einen Zeitraum von mindestens zwölf Jahren in verschiedenen Gremien – darunter Ausschüsse, Arbeitskreise oder Kommissionen der LZK – aktiv. Für ihre verdienstvolle ehrenamtliche Tätigkeit erhielten sie im Rahmen der Vertreterversammlung die Verdienstmedaille der LZK BW. Die Laudatio hielt Vizepräsident Dr. Bert Bauder. Dr. Tomppert verlas den Urkundentext und überreichte die Verdienstmedaillen. Die Delegierten bedachten die Ehrungen mit langanhaltendem Applaus und würdigten damit das große Engagement der vier Ausgezeichneten.
Satzungsänderungen
Traditionell ist die Sommer-Vertreterversammlung dem Erlass und der Änderungen von Satzungen vorbehalten. Acht Satzungen sollten eine Änderung erfahren. In Abwesenheit der Haushaltsausschussvorsitzenden trug ihre Stellvertreterin, Dr. Karen Folttmann, die Änderungsvorschläge an der Beitragsordnung und der Gebührenordnung vor. Die Änderungen wurden notwendig, um das Mahnwesen zu vereinheitlichen.
Fortbildungsordnung, Weiterbildungsordnung, Satzung, Geschäftsordnung der Vertreterversammlung und des Vorstandes – durch die Änderungen an diesen Satzungen führte der Vorsitzende des Satzungsausschusses der LZK, Dr. Eberhard Montigel. Er erläuterte jeden Änderungsvorschlag transparent anhand einer Synopse.
Eine letzte Änderung erfuhr die Rahmen-Prüfungsordnung für die Durchführung von Fortbildungsprüfungen im Rahmen der Aufstiegsfortbildung. Referent für Zahnmedizinische Mitarbeiterinnen, Dr. Jochen Eble, bat darum, die Anzahl der Mitglieder im Prüfungsausschuss von sechs auf drei zu reduzieren.
Sämtliche Satzungsänderungen wurden einstimmig von den Delegierten angenommen.
Neuausrichtung der Kammer
Zum 31. März 2026 wird der langjährige Direktor der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, Rechtsanwalt Axel Maag, in den wohlverdienten Ruhestand treten. Die Delegierten der Kammer würdigten sein jahrzehntelanges Engagement und stellten gleichzeitig die Weichen für eine zukunftsorientierte Neuausrichtung der Kammerstruktur. Auf Vorschlag des LZK-Vorstandes beschlossen die Delegierten, die künftige Geschäftsführung in Form einer Doppelspitze zu organisieren. Die juristische Geschäftsführung übernimmt Rechtsanwältin Dr. Anja Moessinger. Für die kaufmännische Leitung zeichnet künftig Thorsten Beck verantwortlich.
Auch bei der Rechtsaufsicht durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration gibt es eine personelle Veränderung: Seit 2018 war die Leitende Ministerialrätin Maria Diop für die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg zuständig. LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert dankte ihr im Namen der Kammer für die stets konstruktive Zusammenarbeit und hob insbesondere ihre Unterstützung bei der Umsetzung der freiwilligen Kammermitgliedschaft hervor, die Baden-Württemberg bundesweit einmalig umgesetzt hat. „Ich habe über die Jahre den Eindruck gewonnen, dass Sie eine sehr effizient arbeitende Kammer sind. Ich wünsche Ihnen ewigen Zugang an Nachwuchs für Ihr Parlament, das eine wichtige Arbeit leistet und diese sehr verantwortungsvoll wahrnimmt“, sagte LMR Maria Diop in ihrem Abschiedswort an die Delegierten. Ihre Nachfolge in der Rechtsaufsicht übernimmt Ministerialrat Dr. Andreas Vogelmann.
Die Oktoberausgabe des ZBW widmet ihr Titelthema den Auswirkungen der GOÄ-Novelle auf die GOZ. Lesen Sie in dieser Ausgabe auch den Beitrag über die Vertreterversammlung!
LZK & AKADEMIE KARLSRUHE
Leitung der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe
Die kommissarische Leitung der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe unter Prof. Dr. Bernadette Pretzl endet im gegenseitigen Einvernehmen zum 31. Juli 2025. Die Landeszahnärztekammer dankt Prof. Dr. Bernadette Pretzl für ihr Engagement und ihre Bereitschaft, in schwierigen Zeiten Verantwortung für die Fortbildungseinrichtung der Kammer übernommen zu haben. Prof. Dr. Bernadette Pretzl bleibt der Akademie Karlsruhe weiterhin als Referentin und Ansprechpartnerin für Prophylaxe und Parodontologie erhalten.
IZZ & LZK
Gemeinsam für starke Nachwuchskräfte: Azubi-Recruiting in Baden-Württemberg
Die Gewinnung qualifizierter Auszubildender im Bereich der Zahnmedizinischen Fachassistenz (ZFA) stellt viele Zahnarztpraxen vor große Herausforderungen. Um dem wachsenden Fachkräftemangel wirkungsvoll zu begegnen, bündeln die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg (LZK) und das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit (IZZ) ihre Kräfte. In enger Abstimmung entwickeln beide Körperschaften eine breit angelegte und praxisnahe Strategie, die sich durch vielfältige Maßnahmen und moderne Kommunikationswege auszeichnet.
Das IZZ unterstützt Zahnarztpraxen mit kostenlosen Printmaterialien wie Plakaten und Flyern, die direkt in den Praxen eingesetzt werden können. Ergänzt wird dieses Angebot durch digitale Formate, darunter ein virtueller Rundgang durch die Ausbildungsjahre, ein Podcast mit Auszubildenden sowie YouTube-Videos, die Karriereperspektiven im ZFA-Beruf aufzeigen.
Ein zentraler Bestandteil der Nachwuchsstrategie ist die Präsenz auf Ausbildungsmessen im ganzen Land. Dort treten ZFA-Ausbildungsbotschafterinnen in den direkten Dialog mit Jugendlichen – in ländlichen Regionen ebenso wie in urbanen Räumen. Neu im Angebot sind Vorträge erfahrener ZFAs, die im Rahmen der Messen anschaulich über ihren Berufsalltag berichten und so einen authentischen Einblick ermöglichen.
Ein weiteres wichtiges Instrument ist das neue Online-Portal des IZZ, das offene Ausbildungsstellen in Baden-Württemberg übersichtlich darstellt. Interessierte können gezielt nach wohnortnahen Angeboten suchen. Auf den Messen werden QR-Codes verteilt, die direkt auf diese Plattform führen und den Bewerbungsprozess vereinfachen.
Darüber hinaus engagiert sich das IZZ in der schulischen Aufklärungsarbeit: Jährlich werden über 900 Informationspakete an Schulen und Berufsinformationszentren im Land versendet, um frühzeitig für den Beruf zu sensibilisieren.
Alle genannten Maßnahmen entstehen im engen Schulterschluss von LZK und IZZ und sind Teil einer abgestimmten Gesamtstrategie, die Zahnärztinnen und Zahnärzte bei der erfolgreichen Nachwuchsgewinnung gezielt unterstützt.
Erstellt von: Andrea Mader, 28.07.2025
Aktualisiert von: Andrea Mader, 30.07.2025