
Ausgabe 14/2025
BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER
Bundeszahnärztekammer zum Entwurf des Koalitionsvertrags
Die Bundeszahnärztekammer begrüßt die rasche Einigung von CDU/CSU und SPD vom 9. April 2025. Im Entwurf des Koalitionsvertrags spiegeln sich die großen Trends im Gesundheitswesen – Vorsorge, ambulante Versorgung und Fremdkapital sowie Bürokratieabbau – die im Rahmen einer zukunftsweisenden Gesundheits- und Sozialpolitik notwendig sind, wider.
„Allem voran freut es uns, dass die Prävention im politischen Fokus ankommt, endlich bekommt das Thema den Stellenwert, den es braucht“, so der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz. Gerade aktuell hat das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) mit dem Erscheinen der sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS•6) erneut wissenschaftlich belegt, wie nachhaltig Prävention wirkt! „Auch dem omnipräsenten Thema Bürokratieabbau haben sich Union und SPD angenommen – richtig so! Allerdings werden wir genau beobachten, ob hier auch wirklich konkrete Schritte folgen, oder es sich nur um leere Versprechungen wie in der Vergangenheit handelt“, gibt BZÄK-Präsident Christoph Benz zu bedenken.
Skeptisch sieht die Bundeszahnärztekammer die Vorschläge zu wichtigen systemischen Fragen. Die Koalitionäre haben erkannt, dass Veränderungen in den Sozialversicherungssystemen von Nöten sind. Leider fehlt ein klares Bekenntnis zum dualen Krankenversicherungssystem.
Zu unkonkret sind auch die Formulierungen im Zusammenhang mit der ambulanten und hausärztlichen Versorgung (HzV). „Hier erwarten wir geeignete Maßnahmen zur Regulierung der investorenbetriebenen Zahnkliniken sowie zu der mehr als überfälligen Anpassung der privat(zahn)ärztlichen Gebührenordnungen, hier der GOZ von 1988!“, so der BZÄK-Präsident.
IZZ
Neuer Podcast: Mundschleimhautveränderungen frühzeitig erkennen
In der aktuellen Folge des IZZ-Podcasts „Auf den Zahn gefühlt“ steht ein Thema im Fokus, das in der zahnärztlichen Praxis besondere Aufmerksamkeit verdient: Erkrankungen der Mundschleimhaut. Gerade weil viele Veränderungen zunächst schmerzfrei und klinisch unauffällig verlaufen, ist die frühzeitige und korrekte Einschätzung durch zahnärztliches Fachpersonal von großer Bedeutung.
Die Mundschleimhaut kann ein entscheidender Indikator für systemische oder potenziell maligne Erkrankungen sein – bei Kindern ebenso wie bei älteren Patient*innen. Dr. Olivia Höfer, Fachzahnärztin für Oralchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg, erläutert praxisnah typische Befunde – von herpetischen Läsionen über chronische Irritationen bis hin zu potenziell präkanzerösen Veränderungen wie Leukoplakien. Auch die Rolle der HPV-Impfung in der Prävention oraler Erkrankungen wird thematisiert.
Das IZZ freut sich, wenn Sie die Podcastfolge auf der Praxis-Website oder in Ihren digitalen Medien verlinken – zur Wissensstärkung in Ihrem Team oder als Aufklärungsmaterial für Ihre Patientinnen und Patienten.
IZZ & BZK FREIBURG
49. Jahrestagung der Südbadischen Zahnärzteschaft in Rust: Oralmedizin und Gesamtorganismus
Die Zahnmedizin hat sich in den letzten Jahren zunehmend zur Oralmedizin entwickelt. Diese umfasst nicht nur Diagnostik und Therapie dentaler Probleme – auch viele systemische Erkrankungen zeigen Symptome in der Mundhöhle. Der wissenschaftliche Kongress „Von der Zahnheilkunde zur Oralmedizin“, der vom 8. bis 10. Mai 2025 in Rust stattfindet, trägt dieser Entwicklung Rechnung. Parallel dazu finden auch die 35. Fortbildungstagung für Zahnmedizinische Fachangestellte, das 7. Spezialpodium Oralchirurgie sowie das 8. Spezialpodium Kieferorthopädie statt. Wie im Vorjahr werden zu dieser überregional bekannten Veranstaltung rund 2.000 Teilnehmende erwartet.
Bereits zum zehnten Mal lädt die Bezirkszahnärztekammer Freiburg in das von Beginn an gut angenommene Confertainment-Center am Eingang des Europa-Parks in Rust ein. Dr. Norbert Struß, Vorsitzender der BZK Südbaden, betont in seiner Einladung die zentrale Rolle der oralen Medizin für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten. Die renommierte Fortbildungsveranstaltung unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Elmar Hellwig, Freiburg, bietet ein breites Themenspektrum: von der personalisierten Medizin über Schlaf- und Sportmedizin bis hin zur Anwendung Künstlicher Intelligenz und neuester bildgebender Verfahren in der zahnärztlichen Praxis.
Patientenorientierte Medizin
Die Kernthemen der Tagung sind stark patientenorientiert. So stehen unter anderem die Diagnostik und Therapie von Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), die Frage nach der Rolle des oralen Biofilms („Freund oder Feind?“) sowie die zahnmedizinische Betreuung von onkologischen Patient*innen im Fokus. Besonders eindrücklich spiegelt der Vortrag von PD Dr. Dr. Matthias Tröltzsch, Ansbach, den Paradigmenwechsel hin zur Oralmedizin wider: Unter dem Titel „Symptomatische Merkmale von Allgemeinerkrankungen in der Mundhöhle“ erläutert er, welche systemischen Erkrankungen sich in der Mundhöhle manifestieren können. Oft handelt es sich um Erstmanifestationen – der zahnärztliche Blick kann daher entscheidend für eine frühzeitige Diagnose und Therapieeinleitung sein. Ziel des Vortrags ist es, dem Auditorium praxisrelevante Techniken zur Diagnostik und Therapie entsprechender Erkrankungen zu vermitteln.
Tumorpatienten zahnärztlich betreuen
Die besonderen Anforderungen bei der zahnärztlichen Behandlung von onkologisch erkrankten Menschen beleuchtet Dr. Urs Mücke, Hannover. Jährlich erhalten rund eine halbe Million Menschen in Deutschland die Diagnose Krebs – ein Grund mehr, sich in der zahnärztlichen Praxis auf diese Patientengruppe einzustellen. Dr. Mücke hebt insbesondere die Entwicklungen in der Krebstherapie und ihre Auswirkungen auf die zahnärztliche Betreuung hervor. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Kinderonkologie. Hier betont Dr. Mücke die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit und der strukturierten Teamarbeit innerhalb der Praxis.
Auch Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Kassel, spricht über personalisierte Medizin – mit Fokus auf Krebspatient*innen. Diese profitieren besonders von individualisierten Therapiewegen, die auf genetischer Diagnostik basieren und eine passgenaue Chemotherapie ermöglichen.
Vorausschauendes Denken
Ein Highlight der Tagung ist der Festvortrag von Dr. Thomas Müller, Wien, einem der renommiertesten Kriminalpsychologen Europas. Unter dem Titel „Es ist nicht so entscheidend, was Sie im Leben tun, die Frage ist hauptsächlich: wann!“ plädiert er für einen vorausschauenden Umgang mit Krisen – seien sie monetärer, ökonomischer, soziologischer oder psychologischer Natur. Gerade in den letzten Jahren haben solche Herausforderungen viele Entscheidungen beeinflusst. Dr. Müller ist überzeugt: Antizipation – das gedankliche Vorbereiten auf das Mögliche wie Unmögliche – ist die „schärfste intellektuelle Waffe“, um Krisen zu begegnen.
Gut besuchte Spezialpodien
Die Spezialforen Kieferorthopädie und Oralchirurgie unter der Leitung von Dr. Georg Bach präsentieren auch 2025 wieder hochkarätige Referierende. Im Forum Kieferorthopädie stehen unter anderem Kiefergelenkerkrankungen sowie die Bedeutung radiologischer Analysen für Diagnose, Behandlungsplanung und Verlaufskontrolle im Fokus. Im Forum Oralchirurgie geht es unter anderem um die Implantologie im Alter sowie um Sofortimplantationen. Diese Beiträge richten sich an Spezialistinnen und Spezialisten, sind aber auch für interessierte Allgemeinzahnärzte aus Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen attraktiv.
Ein Pre-Kongress mit 13 praxisnahen Themen sowie Seminare für Studierende und niederlassungsinteressierte junge Zahnärzt*innen, Aktualisierungskurse in Notfallmedizin und Strahlenkunde sowie ein Ergonomie-Seminar ergänzen das Angebot.
Gemeinsame Fortbildung
Auch die 35. Fortbildungstagung für zahnmedizinisches Fachpersonal greift das Leitthema Oralmedizin auf. Themen wie „Schnarchen und Atemaussetzer“, „Personalisierte Medizin“ und „Mundgeruch“ stehen auf dem Programm. Viele der Referierenden aus dem wissenschaftlichen Hauptprogramm bereiten ihre Themen speziell für das Praxispersonal auf und sorgen so für Wissenstransfer auf Augenhöhe.
Ein Besuch der Dentalausstellung mit rund 70 beteiligten Firmen bietet zahlreiche Anregungen für den Praxisalltag. Und auch der kollegiale Austausch kommt nicht zu kurz: mit einem zwanglosen Get-together, dem traditionellen Gesellschaftsabend und vielen Gelegenheiten zur persönlichen Begegnung schafft die BZK Freiburg einen stimmigen Rahmen für eine rundum gelungene Tagung.
Erstellt von: Andrea Mader, 15.04.2025
Aktualisiert von: Andrea Mader, 16.04.2025