Zuvor hatte sich LZK-Präsident Dr. Torsten Tomppert mit einem Schreiben an alle vier Landesuniversitätskliniken und dem Vorschlag für die Einrichtung einer zahnärztlichen Notfallambulanz für infizierte Patient*innen gewandt. Wir haben mit dem ärztlichen Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie in Freiburg, Prof. Dr. Elmar Hellwig über die erste Corona-Ambulanz in Baden-Württemberg gesprochen:
LZK:
War das Schreiben des LZK-Präsidenten der Anlass für die Einrichtung der Ambulanz in Freiburg? Oder hatten Sie bereits vorher entsprechende Überlegungen angestellt? Haben Sie sich mit Ihren Kolleg*innen an den anderen baden-württembergischen Kliniken ausgetauscht? Werden die anderen drei Kliniken in Tübingen, Ulm und Heidelberg nachziehen?
Prof. Hellwig:
Natürlich haben wir schon vorher überlegt, wie wir mit an COVID-19 erkrankten Patienten umgehen. Das Schreiben hat dann letztlich den Anstoß dazu gegeben, diese Notfallambulanz einzurichten. Bezüglich der anderen Universitätsklinika kann ich wenig sagen. Letztlich liegt die Einrichtung einer derartigen Ambulanz in den Händen der dortigen Klinikums Leitung und hängt von zahlreichen Faktoren, wie z. B personeller, räumlicher und apparativer Ausstattung ab. Da die ambulanten Bereiche der Universitätsklinika nicht in den Sicherstellungsauftrag der KZV eingebunden sind, besteht auf jeden Fall keine automatische Verpflichtung dazu. Leider wurde das in verschiedenen überregionalen Zeitungsartikeln artikuliert und führte zu einer Verunsicherung der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen.
LZK:
Ab wann ist die Ambulanz einsatzfähig?
Prof. Hellwig:
Die Ambulanz ist seit dem 20.3.2020 einsatzfähig. Sie steht jeden Tag von 16.00 bis17.00 Uhr und am Freitag von 11.00 bis 12.00 Uhr für nachweislich infizierte Patienten zur Verfügung. Die Patienten kommen über einen eigenen Eingang in die Klinik und werden in einem gesonderten Raum behandelt, damit sie nicht mit den anderen Patienten in Kontakt kommen.
LZK:
Wie viele Zahnärzt*innen arbeiten dort?
Prof. Hellwig:
Momentan arbeitet dort ein zahnärztliches Team (Zahnärztin/ Zahnarzt und ZFA).
LZK:
Haben Sie ausreichende Schutzausrüstung?
Prof. Hellwig:
Über den Krisenstab des Universitätsklinikums wurde uns die entsprechende Schutzkleidung zur Verfügung gestellt.
LZK:
Ist die Ambulanz so gedacht, dass die niedergelassenen Kolleg*innen COVID-19 Verdachtsfälle bzw. Infizierte zu Ihnen in die Ambulanz schicken können?
Prof. Hellwig:
Ja, die Kolleginnen und Kollegen können nachweislich infizierte Patienten in die Ambulanz schicken. Dazu sollten sie möglichst vorher in der Zahnklinik anrufen. Allerdings können wir aus Kapazitätsgründen keine Verdachtsfälle aufnehmen, da wir diese Patienten ja dann zum Test schicken müssten. Das muss vorher passieren. Dann kann sich der Patient mit positivem Testergebnis auch direkt bei uns melden.
LZK:
Mit welchem Patientenaufkommen rechnen Sie?
Prof. Hellwig:
Zunächst einmal dürften sich nur wenige infizierte Patienten bei uns melden, aber das ist momentan schwer zu sagen. Wie man der Presse entnehmen kann, soll ja auch in Deutschland (ähnlich wie in Südkorea) zukünftig häufiger und schneller getestet werden, dann wird die Anzahl sicher zunehmen.