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Mär17 Analytischer Blick auf den Patienten

28. März 2017


Die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe, 1960 als Fortbildungseinrichtung der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg gegründet, hat einen Ruf als exzellente Fortbildungsstätte, der weit über Baden-Württemberg hinausreicht. Ihr neues Fortbildungsjahr beginnt traditionell mit einer international besetzten Fortbildungsveranstaltung, der Karlsruher Konferenz.

Im Jahr 2017 trägt die von rund 400 Zahnärztinnen und Zahnärzten besuchte Auftaktveranstaltung den Titel „Zahnärztliche Diagnostik auf dem Prüfstand". Professor Dr. Winfried Walther, Direktor der Akademie, will mit dieser Themenstellung den „analytischer Blick auf den Patienten" schärfen. Welche Bedeutung die aktuellen diagnostischen Verfahren für „das Erkennen und das Bestimmen des körperlichen oder geistigen Zustand eines Menschen" haben, legen am 31. März vier Experten aus den unterschiedlichen Bereichen der Zahnheilkunde dar.

Möglichst früh einsetzen sollten auch spezielle diagnostische Maßnahmen, mit denen der Zahnarzt zwischen somatischen und nicht-somatischen Ursachen unterscheiden kann. Orale Schmerzzustände, Prothesenunverträglichkeiten und veränderte Wahrnehmungen im Mundbereich erklären sich oft auch auf dem Hintergrund einer psychopathologischen Entwicklung. Um Zahnärzte für den Umgang mit den seelischen Problemen ihrer Patienten zu sensibilisieren, wurde Priv.-Doz. Dr. Anne Wolowski von der Universität Münster eingeladen. Sie möchte dem Auditorium klar machen, was ein Zahnarzt angesichts psychosomatischer Einflussfaktoren diagnostisch leisten kann und darf. Oftmals ist die Hinzuziehung von Fachkollegen aus dem ärztlichen Bereich oder die Beteiligung von Psychologen oder Psychotherapeuten angezeigt.

Zu den international gefragten Referenten gehört Dr. Shanon Patel, der in London praktiziert und darüber hinaus am King's College lehrt. Er hat bereits vor zehn Jahren den routinemäßigen Einsatz der digitalen Volumentomographie (DVT), einem dreidimensionalen bildgebenden Verfahren, bei Problemen in der Wurzelkanal-behandlung beschrieben und propagiert. Er wird sich in seinem auf Englisch gehaltenen Referat dem Einfluss des DVT auf die zahnärztliche Diagnose widmen.

Der „erweiterten parodontologischen Diagnostik" wendet sich der Vortrag von Priv.-Doz. Dr. Dirk Ziebolz, Leipzig zu. Der Oberarzt an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universitäts-medizin Leipzig widmet sich der Frage, welche klinischen Werte unbedingt erhoben werden müssen, um eine sichere parodontale Diagnose zu stellen. Dies ist u.a. auch abhängig von den Allgemeinerkrankungen unter denen der Patient leidet. Eine Vielzahl von Tests zielt auf die Zusammensetzung des Biofilms und die Aktivität des Immunsystems. Aktuelle Studien beschäftigen sich mit der Frage, ob diese Methoden eine größere Entscheidungssicherheit für den Zahnarzt bewirken. Die Entscheidung, ob ein Zahn durch eine Parodontitistherapie erhalten werden kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, unter anderem vom Ausmaß des Knochenabbaus. Spätestens bei einem Knochenbettverlust von mehr als 50 Prozent wird die Prognose ungünstig, bei 70 Prozent haben therapeutische Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Erfolg mehr. Eine Früherkennung ist auf diesem Gebiet daher besonders wichtig.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist vielfach auch bei Diagnose und Behandlung von Schmerzen im Kiefer- und Gesichtsbereich nötig. Das liegt daran, dass Zähne, Muskeln, Sehnen, Nerven, Kieferhöhlen und Speicheldrüsen am Schmerzgeschehen beteiligt sein können. Die erste Aufgabe des behandelnden (Zahn-)Arztes muss es daher sein, die genaue Ursache zu ermitteln. Prof. Dr. Marc Schmitter, Würzburg, zeigt in seinem Vortrag, welche neuen Methoden zur Verfügung stehen, um den diagnostischen Blick auf Kiefergelenk und Kaumuskulatur zu schärfen. In der Diskussion ist u.a. eine computergestützte Registrierung und Auswertung des Verlaufs von Kieferbewegungen, die einen Rückschluss auf die Funktion der Kiefergelenke zulässt.

Karlsruher Vortrag „Mund auf"
Europas Zukunft fest im Blick
Dass es derzeit wichtiger denn je ist, den Mund aufzumachen, um einen öffentlichen Diskurs anzustoßen, der jeder demokratischen Gesellschaft gut zu Gesichte steht, haben viele erkannt. In die Tat umgesetzt wird diese ursprüngliche Idee von einer öffentlichen Rede, in der gesellschaftliche Entwicklungen beschrieben und gedeutet werden, seit 1983 mit dem Karlsruher Vortrag. Unter dem Motto „Mund auf" kommen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Publizistik zu Wort. Gastgeber ist die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung, die mit dem Vortrag und der Wahl des jeweiligen Referenten deutlich macht, dass die Zahnärzteschaft sich ihrer Verantwortung für die Gesellschaft bewusst ist und ihren Beitrag leisten will zur Diagnose der Problemlage - nicht nur im eigenen Land.
In diesem Jahr hat Prof. Dr. Winfried Walther, Direktor der Akademie für zahnärztliche Fortbildung, Dr. Viviane Reding eingeladen, die als frühere Vizepräsidenten der Europäischen Kommission Europas Zukunft beleuchten wird. Sie fühlt sich bis heute den Zielen der Europäischen Union verpflichtet, die als Friedensprojekt konzipiert wurde und sich schon bei ihrer Gründung „Vielfalt und Einigkeit“ auf die Fahnen geschrieben hat. Wie die Redner und Rednerinnen vor ihr, unter ihnen Mohamed ElBaradei und die kenianische Friedensnobel-preisträgerin Wangari Maathai, wird sie als Auszeichnung eine Statue des Karlsruher Künstlers Joachim Czichon in Empfang nehmen. Sie trägt den Titel „Im Dialog“ und unterstreicht die Bedeutung eines lebendigen gesellschaftlichen Austausches, zu dem am 1. April 2017 wieder rund 1000 Gäste in der Karlsruher Stadthalle erwartet werden.

Quelle: Informationszentrum Zahngesundheit

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Aktualisiert von: Andreea Radu, 28.03.2017


Erstellt von: Tricept AG, 22.01.2020

Aktualisiert von: Tricept AG, 08.12.2021